Als Ralph mich mit der Frage konfrontierte, ob ich Lust hätte, ihn auf eine Reise nach Sibirien an den Baikalsee zu begleiten, musste ich nicht allzu lange überlegen. Weil mir seine Erlebnisse von einer früheren Exkursion in die Region ebenso bekannt waren, wie seine herausragenden (Vogel-)Bilder, war für mich schnell klar, so eine Chance möchte ergriffen werden. Mit Balduin F. in der ersten Hälfte der Reise, sowie Raffael G. in der zweiten war die Reisegruppe schnell gefunden und so standen vier Wochen mit ausgewiesenen Vogelexperten in Aussicht. Ralph´s Expertise war auch maßgeblich bei der Festlegung der Reisezeit, denn bei seinem letzten Besuch vor Ort war es seiner Einschätzung nach etwas zu früh, aber im Juni, den wir schließlich komplett als Reisezeitraum auserkoren hatten, sollten ideale Bedingungen herrschen - sprich die Vögel sind dann vollends mit Balz, Brut und Jungenaufzucht beschäftigt.
Das ganze Projekt war nicht nur aus Kostengründen "low budget" ausgelegt, denn selbst wenn man gewollt hätte, an unseren Destinationen wäre eine Übernachtung im bequemen Hotel mangels Vorhandensein unmöglich gewesen. Stattdessen sollte während vier Wochen ein Zelt unser Zuhause und die Wildnis unser Garten sein. Als Fortbewegungsmittel diente ein Kia Sportage, für den nicht nur sein gutes Raumangebot sprach, sondern auch seine SUV-typische Bodenfreiheit, die angesichts der sibirischen Pisten und Wege mehr als einmal vonnöten war.
Angesichts der Zusammensetzung unserer Reisegesellschaft lag der Schwerpunkt auf der Vogelbeobachtung und
-fotografie. Für eine möglichst große "Ausbeute" an Arten wurden nicht nur unterschiedliche Regionen und Lebensräume angesteuert, auch optisch und akustisch wurden schwere Geschütze aufgefahren:
Teleobjektive, Ferngläser, Spektive und verschiedenerlei Parabolspiegel und Aufnahmegeräte, zur (nächtlichen) Dokumentation der Avifauna waren mit von der Partie.
Ich durfte auf dieser Reise erfreulicherweise über 50 mir bislang unbekannte Vogelarten kennenlernen.
Aufgrund der großen Distanz der Urlaubsdestination zum Heimatland ist es wenig verwunderlich, dass man schon beim Ausstieg aus dem Flugzeug in Irkutsk eben nicht von den hier üblichen Mauerseglern, sondern von zahlreich durch die Luft schwirrenden Pazifikseglern begrüßt wird. Nichtsdestotrotz stößt man aber mehr als 6.000 km weiter östlich regelmäßig auf Arten, die einem auch aus der Heimat bekannt sind. Eine von den Kollegen gewissenhaft geführte Liste erbrachte immerhin die beachtliche Zahl von 222 Arten, die wir während unseres Aufenthalts beobachten und nachweisen konnten.
Highlights für mich persönlich waren die Sichtung von Bartkauz, Habichtskauz und das Auffinden einer Höhle vom Dreizehenspecht in einer Höhe von nur etwa 1,5 m über Grund. Die Eltern der noch nicht flüggen Jungen waren gerade am Füttern und haben - ganz Dreizehenspecht - unsere Anwesenheit glücklicherweise anstandslos toleriert.
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Ilse Bednarz (Freitag, 01 Oktober 2021 17:10)
Sehr geerter Herr Wimmer,
gerade höre ich den 2. Teil der Alexander v. Humboldt-Biografie von Andrea Wulf. In diesem Teil wird seine Reise durch Russland (1892) beschrieben. Zweimal wird Humboldt darin zitiert mit der Verwunderung, daß es in Sibirien kaum Vögel zu hören und sehen gibt ... wie kam es wohl zu dieser Aussage?
Mit freundlichen Grüßen, Ilse Bednarz, Gelsenkirchen
e-mail: idasensburg@t-online.de