Nach dem kurzen Gastspiel in Slowenien strandete ich als nächstes auf dem kleinen, aber feinen Campingplatz Camp Dvor im Örtchen Manjadvorci. Wenngleich kein landschaftliches Highlight, so bot das unmittelbare Umfeld entomologisch doch sehr ergiebige Ecken. Wie so oft muss man aber beachten, dass weite Teile Istriens durch Beweidung offen gehalten werden. So ist man gut beraten, sich einen Überblick zu verschaffen, bevor man über eines der Mäuerchen klettert oder unter einem der Zäune hindurchschlüpft, möchte man sich nicht plötzlich einer mehr oder weniger freundlichen Kuh gegenüber sehen.
Vor Ort bemerkt man das gar nicht so, aber besonders spannend zeigt sich Istrien aus der Vogelperspektive: die unzähligen Dolinen verleihen der Gegend das Aussehen eines Schweizer Käses! So ergeben sich große standörtliche Unterschiede, die eine beträchtliche (Insekten-)Vielfalt nach sich ziehen.
Nach einien Tagen ging es weiter in den Ucka Naturpark, wobei ich mir über den Status des Schutzgebietes - Naturpark oder Nationalpark - nicht ganz sicher bin. Es handelt sich hier um ein Bergmassiv, das gut mit dem Auto erreichbar ist. Oben angekommen erwarten einen äußerst ansprechende Bergwiesen, die mit einzelnen markanten Baumgestalten durchsetzt sind. Leider hat das Wetter nicht so richtig mitgespielt, so dass ich schon bald wieder weiterziehen musste.
Mein nächster Halt war im Küstengebirge südlich von Rijeka. Um die fantastische Aussicht und die wohltuende Ruhe genießen zu können, musste aber zuerst eine sehr abenteuerliche Anfahrt überstanden werden. Die zum Teil durch einen Wald führende Straße war gesäumt von Gehölzen, deren Äste das Auto zu beiden Seiten mal mehr, mal weniger sanft streichelten. Da es zudem so gut wie keine Ausweichbuchten gab, war ich heilfroh, als ich schließlich ohne Gegenverkehr oben angelangte...
Leider zeigte sich auch hier das Wetter von seiner eher misslichen Seite. Ich hätte gerne die mit Diptam übersäten Wiesen etwas genauer unter die Lupe genommen. Doch die immer wieder auftretenden Schauer ließen mich dann doch das Heil in der Flucht suchen, das ich auf der Insel Pag fand. Diese äußerst karge Insel ist Heimat vieler interessanter Vogelarten: Triele, Brachpieper, Zwergscharben, Rotkopfwürger und andere lassen sich hier schön beobachten. Was Insekten anbelangt, so habe ich mich über die endemische Kurzflügelige Heideschrecke (Gampsocleis abbreviata) ebenso gefreut, wie über die zahlreichen Raubfliegen der Art "Große Wolfsfliege" (Dasypogon diadema). Für Arachnophobiker wie mich eher gewöhnungsbedürftig sind hingegen die Apulischen Taranteln (Lycosa tarantula), die mit ihrer beträchlichen Größe durchaus Respekt einzuflößen verstehen.
Der südlichste Punkt meiner Reise wurde schließlich am Vraner See erreicht, dem größten Binnengewässer Kroatiens. Hier ist man heute noch stolz, anno dazumal Schauplatz für Szenen von "Winnetou" gewesen zu sein. Vom Campingplatz aus konnte ich fußläufig ein Gebiet erreichen, in dem es von spannendem Kleingetier nur so wimmelte. Ohne die freilaufenden Staßenköter und die Unmengen von wilden Müllablagerungen wäre das Gebiet als Eldorado zu bezeichnen, so aber blieb ein etwas zwiespältiger Eindruck. Immerhin warteten Griechische Landschildkröten, Europäische Sumpfschildkröten und Scheltopusiks darauf, entdeckt zu werden. Dem See schließt sich weiterhin ein üppiges Feuchtgebiet an, was die Gegend es zu einem der bedeutendsten ornithologischen Schutzgebiete im Land macht.
Abschließend lässt sich festhalten, dass Kroatien für naturkundlich Interessierte als Reiseziel wahrlich zu empfehlen ist. Schwierigkeiten bereitet es leider, abseits der an der Küste gelegenen Touristengebiete Campingplätze zu finden. Zu Pfingsten (und wohl auch in den Sommerferien) ist das Land zudem überschwemmt von Urlaubern (ja, auch ich bin einer davon!). Aber die drängeln sich doch immer an den gleichen Orten am Meer.
In Bezug auf die von mir favorisierten Heuschrecken musste ich zudem feststellen, dass Mai / Juni auch in diesen südlichen Gefilden fast noch zu früh ist. Andererseits erwies sich der Zeitpunkt für viele andere Arten als ideal.
Trotz der langen Anfahrt wird dies jedenfalls nicht mein letzter Besuch in Kroatien gewesen sein, denn es gibt noch viel zu entdecken...
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